Nach einer seltsamen Bemerkung bei einer Vereinssitzung unseres Modellflugvereins kam bei mir der Wunsch auf zum Adventsfliegen etwas besonderes zu machen.

 

Idee

Der erste Ansatz war, mit meiner Fun-Cub Christbaumkugeln in den Himmel zu schleppen. Zuerst normale, dann welche aus Kunststoff. Aber ich hatte Bedenken dass die Kugeln eher unmotiviert in einem steilen Winkel am Faden hängend keine besonders gute Figur manchen könnten. Die nächste Idee waren Styroporkugeln aus der Bastelabteilung zu Weihnachtskugeln umzubauen - größer und auch leichter als die Originale.

Es gibt in der Bastelabteilung auch Styroporringe - warum also keinen Adventskranz bauen. Oder einen Ringflügler in der Form eines Adventskranzs?

Letzten Endes machte die Idee eines fliegenden Weihnachtsbaums das Rennen.

 

Design 

 

 Aber wie sieht ein Weihnachtsbaum aus? Klar, wie eine Tanne oder Fichte aber so was zum fliegen zu bekommen? Es musste also eher ein symbolischer Baum sein. Einfach zu bauen, als Baum zu erkennen. Ich machte zuerst einige Entwürfe auf Papier. Wie viele Astreihen muss ein Baum haben um als solcher erkannt zu werden? Wie muss das Verhältnis zwischen Breite und Länge sein, damit er nicht zu dürr und auch nicht zu fett aussieht? Wie geschwungen müssen die Astreihen sein, damit es nicht zu übertrieben aussieht, aber auch nicht wie ein Sägeblatt?Nach einigen Entwürfen stand die Geometrie fest.

 

 

 

Der Stern an der Spitze des Baums war einfach klassisch mit dem Zirkel konstruiert - der Drudenfuß war mir zu dünn und ein vierzackiger Stern sah wohl eher aus wie ein Windrad. Dann habe ich aber die Strahlen des Sterns doch nicht gerade gezeichnet, da ich wollte, dass der Stern bei seitlicher Anströmung anfangen sollte selbst zu rotieren. Aufgeklebte Depronstücke sollten dann so viel Luftwiderstand erzeugen, dass der Stern nur langsam rotieren sollte. Ein erster Versuch mit dem Stern ernüchterte. Das Teil drehte sich nicht wirklich gut und zuverlässig. Außerdem war der Stern beim Landen eine sehr exponierte Stelle und dort sollte ja auch das Blei zum Einstellen des Schwerpunkts liegen. Aus diesen Erwägungen habe ich mich dann doch schweren Herzens für einen festen Stern entschieden. Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.

 

Aerodynamik und Konstruktion

Wenn man sich schon die Mühe macht, was selber zu bauen, sollte es doch auch ein paar Risiken enthalten, die man so noch nicht probiert hat.

Ein Tannenbaum ist ja grundsätzlich ein Deltaflügler, d.h. erst einmal eine ganz gute Wahl, was die Stabilität angeht. Der Aufgesetzte Stern machte meinen Baum sogar noch zum Entenflügler, was noch einmal zusätzlich Stabilität versprach. Was ich aber schon immer einmal probieren wollte war eine negative Wölbung.

Die Geschichte geht so: die von vorn anströmende Luft wird vorne am Bauch nach unten Abgelenkt und verursacht damit einen Impuls nach oben (Auftrieb). Da der Punkt der Ablenkung vor dem Schwerpunkt liegt, stabilisiert sich der Baum von selbst: ist er schnell, so verursacht der Auftrieb einen stärkeren Anstellwinkel, was den Baum bremst. Der Baum reduziert den Winkel wieder.

Bei der Stabilität um die Längsachse habe ich mir erlaubt, den Holm weg zu lassen. Dadurch biegen sich die Flüge während des Fluges nach oben und erzeugen eine V-Form. 

Letztenendes habe ich mir mit dem Lametta auch noch eine zusätzliche Stabilisierung versprochen, da es ja Widerstand erzeugt und den Baum von hinten gerade zieht - und zwar geschwindigkeitsabhängig. 

Bei einer ersten Konstruktion habe ich auf ein großes Seitenruder verzichtet, da der Stamm ja schon etwas Seitenruder ist.

 

Bau 

Für den Bau habe ich EPP-Platten mit einer Dicke von 6mm genommen. Die lagen seit Jahren herum. Sie sind schön labbrig um die erhoffte Stabilisierung durch die V-Form zu ermöglichen. Der Stern ist aus 6mm-Depron hergestellt. Den Stamm habe ich wiederum aus EPP geschnitten. Die negative Wölbung habe ich nach "Gefühl" geschnitten und Stamm und Baum mit Uhu-POR verklebt. An der Stammmitte beträgt die Durchbiegung 75mm.

Zur Stabilisierung habe ich Baumspitze mit einem Alu-Flachprofil verklebt und dann den Stern drauf geklebt.

Die Weihnachtskugeln habe ich mit dem Tintenstrahldrucker gedruckt, die Kugeln ausgeschnitten und mit Uhu-POR auf den Baum geklebt. Auch das Lametta habe ich damit verklebt.

Und hier ist mein Baum:

 

Einfliegen - die Suche nach dem Schwerpunkt

Nach einigen Wurfversuchen hatte ich den Schwerpunkt hinreichend gut gefunden. Der Baum legte nach dem Wurf einen flachen Flug hin - keinen Sackflug.

Ein erster Schleppversuch war jedoch ein Desaster. Der Baum schaukelte sich während des Schleppens stark auf - meine Fun-Cub war kaum mehr lenkbar. Nach dem Abwurf war der Spuk vorbei. Der Baum flog richtig klasse, nahm aber dann Kurs auf unseren Hauswald und fand dort ein mittelhohes Plätzchen und warte auf Bergung.

Nun habe ich nochmals einen Bodenschlepp versucht:

 

Beim dem Schleppversuch knickte der Stern ab und musste mit zwei Buchenholzstäbchen zusätzlich stabilisiert werden. Wegen des Pendelns habe ich schweren Herzens dann doch das Seitenruder eingebaut. Die finale Version ist hier zu sehen:

 

 

 

Das Adventsfliegen war nun der Termin, bei dem alles funktionieren musste. Den Schleppfaden habe ich auch etwa 10 Meter verlängert, um aus dem Propellerstrahl der Fun-Cup zu kommen und mehr Ruhe in die Fuhre zu bekommen. Werner half beim Starten, denn Schleppen vom Boden weg erschien mir unmöglich.

 Den Schleppfaden eingehängt...

 ...und hoch geht die Fuhre.

 

 

 Eine saubere Landung. Im Hintergrund sieht man den Rücktransport des Baumes.

 Der nächste Start hatte es in sich. Der Baum ist auf den Boden gelandet. Es war die Frage, den Start abzubrechen oder mit Vollgas den Start fortzusetzen.

Gänsehaut!!! 

 Ab hier war die Kuh vom Eis:

 

Nicht schon wieder der Wald!!!

 

 Hier gibt es das Video zum Baum:

 

 Technische Daten:

Typ: Weihnachtsbaum, fliegend  
Spannweite: 1120 mm
Länge:

900 (nur Baum)

1200 (Baum mit Stern)

mm
Fluggewicht:

220

g
Motor keiner, Segler  
Anzahl der Astreihen 3  
Fabe:

grün, Stern gelb
Acrylfarbe (Sonderangebot Aldi)

 
Material:

EPP 6mm (Baum)
Depron (Stern)
Reste von Alu und Holz

 
Schleppseil: Nylon, mindestens 10 Meter  

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