Das erste mal einen Wunsch nach einer Dashcam hatte ich 2015. Da war aber die Qualität der Bilder noch nicht so toll und ich dachte mir, was nützt es mir, wenn ich sehe, dass mich ein Auto angefahren hat, aber das Kennzeichen nicht leserlich ist.

Jetzt, 4 Jahre später habe ich mich aus aktuellem Anlass (mein Auto wurde wieder einmal auf dem Firmenparkplatz angefahren, der Täter flüchtete) wieder einmal nach Dashcams umgesehen. Die meisten Kameras haben inzwischen Full-HD-Auflösung, manche haben einen Anschluß für eine zweite Kamera (Aufnahme vorne und hinten) und selten findet man Kameras, die auch noch den sogenannten Parkmodus unterstützen, d.h. sie werten auch dann noch die Umgebung aus, wenn das Auto parkt. In diesem Modus sollte aber eine Abschalteinrichtung die Bordbatterie vor Tiefentladung schützen.

 Blackvue DR900s 2CH

All dies hat die Blackvue DR900s 2CH in Verbindung mit dem Power Magic Pro. 

Die Kameras sind sehr klein und unauffällig. Ein eigenes Display besitzen sie nicht, aber das finde auch nicht mehr zeitgemäß: Jeder hat heute ein Smartphone und mit jeder neuen Generation verbessert sich das Display und die Rechenleistung. Warum Geld für ein mittelgutes Display in einer Dashcam ausgeben, wenn man dieses nur zum Einrichten der Kamera braucht. Um die Aufnahmen aus der Kamera zu holen, ist ohnehin entweder die Entnahme der SD-Karte oder wie bei der Blackvue optional ein Handy nötig. 

 Beschreibung

Die Hauptkamera mit Prozessoreinheit sieht so aus:

Über den "Lock"-Knopf kann die Kamera in Raststufen geschwenkt werden und außerdem kann die Kamera aus dem Halter entnommen werden. Das ist wichtig, wenn man z.B. an die SD-Karte will, ohne sich zu verrenken. Die Hauptkamera wiegt 114,8g

An der Seite der Kamera befinden sich die beiden Buchsen für die Versorgungspannung und die Rück-Kamera. Außerdem gibt es hier einen Knopf, um das WLAN ein oder auszuschalten. Wird das WLAN eingeschaltet, verhält sich die Kamera wie ein Hotspot und das Handy, wenn eingerichtet verbindet sich mit der Kamera automatisch. Mit einer App auf dem Handy sind dann Einstellungen, das Ansehen der Aufnahmen und das Herunterladen der Aufnahmen auf das Handy (Galerie) möglich.

Unter einer unscheinbaren Abdeckung ist dann das Fach für die Micro-SD-Karte zugängig. Eine witzige Lösung, finde ich. Vermutlich ist der Hintergrund der, dass es keine besonders gute Idee ist, währen der Aufnahme die SD-Karte zu entfernen. Schreibt die Kamera gerade das Verzeichnis ist ein totaler Datenverlust die Folge. Erlaub ist dagegen das Abstecken der Stromversorgung von der Kamera. Ein eingebauter Superkondensator stützt beim Abstecken die Prozessoreinheit ausreichend lange, damit die Aufnahme beendet, die das Filesystem der SD-Karte geschlossen und der Prozessor sauber runter gefahren werden kann. Nun erschließt sich der Grund der Klappe: man kommt nur an die SD-Karte, wenn man vorher die Versorgungsspannung absteckt, weil sons die Abdeckung nicht geöffnet werden kann.

Das Klebepad war etwas nervig. Ich habe überdurchschnittlich lange gebraucht, um die Schutzfolie zu entfernen. Da könnte Blackvue sich etwas einfallen lassen.

Der Stecker für die Rück-Kamera ist ein 6m langes Koax-Kabel mit TCA-Steckverbinder. Dieser Steckverbinder ist rastend - eine gute Idee im automotiven Bereich.

Die Rück-Kamera ist deutlich kleiner als die Front-Kamera. Sie hat leider keine "Lock"-Taste, d.h. wenn man beim Scheibeputzen die Kamera ungünstig berührt, sollte man anschließend die Kamera neu einrichten. Die Rück-Kamera wiegt 29,5g.

Dem Set liegt außerdem ein Kabel für die Stromversorgung bei. Dieses hat auf der einen Seite einen Rundstecker, auf der anderen Seite ist ein Zigarettenanzünder-Stecker verbaut.Das Kabel ist auch ziemlich lange.

Der Zigarettenanzünder-Stecker ist auch gleichzeitig der Sicherungshalter und die Sicherung für das ganze System - leider, denn das hat Folgen, auf die ich im Power Magic Pro noch eingehe.

 

Power Magic Pro

Das Power Magic Pro sieht so aus:

Das Kästchen ist aus Kunststoff und hat zwei Befestigungsöhrchen. An der Seite ist ein Schalter, der erst einmal meine Argwohn erregte, denn Schalter die so aussehen haben für gewöhnlich eine niederpreisige Qualität. Aber der Eindruck war verfrüht. Das Kästchen hat eine Kabelpeitsche (5 Kabel) davon werden drei Kabel für die Versorgung benötigt (Masse, Batterie (+) und Zündung (was auch Plus ist). Zwei Kabel gehen auf eine (riesige) Zigarettenanzünder-Kupplung. Da habe ich gelitten. Warum so ein riesen Ding, nur weil bei der Kamera ein Zigarettenanzünder-Anschluß beiliegt. 

Eine kurze Begründung ist, dass im Zigarettenanzünder-Stecker ja eine Sicherung ist, die wichtig ist. Ok, kann man so stehen lassen. 

Eine bessere Lösung von Blackvue wäre aber gewesen, die Kabelpeitsche mit einem langen Kabel mit dem kleinen Rundstecker anzubieten, und die Sicherung in das Power Magic Pro-Kästchen zu packen. Dann wären alle zufrieden gewesen. 

 

Innere Werte

Auf der Rückseite finden sich vier Schrauben, und weil ich gerade einen Schraubenzieher bei der Hand hatte...

Der Schalter ist in Wirklichkeit deutlich hochwertiger als befürchtet.. Dafür ist das Gehäuse deutlich niederwertiger als erwartet. Wir befinden uns im automotiven Bereich, d.h. Vibrationen, Feuchtigkeit, Temperaturunterschiede.

Sofort fiel mir der Elko (Samyoung, 470uF/50V, 85°C) auf, der für 85°C spezifiziert ist. Dieser wird wohl als erstes ausfallen. Auf keinen Fall sollte das Kästchen im Motorraum verbaut werden. Das bräuchte man schon 105°C Elkos oder mehr.

Der Rest ist .... ok für Haushaltselektronik. Der FET (IRF9Z34N, 0,1 Ohm Ron, P-Channel) ist nicht angeschraubt, d.h. bei Vibrationen kann der abwackeln. Dip-Schalter sind im Auto auch nicht die beste Wahl. Der Prozessor der hier verbaut wurde, ist ein 8051-Derivat (NUVOTON N79E8432ASG).

Die Leiterplatte hat, warum auch immer, Wärmefallen. In den 80ern war das ja beliebt, wegen der besseren Lötbarkeit. Heute sind sie bei modernen Fertigungen nicht mehr nötig, verschlechtern aber unnötig die EMV.

Hier noch eine kleine Polyfuse, mit 630mA gut bemessen:

 

Messungen

Beim ersten Probebetrieb merkte ich gleich ein Problem der Blackvue-Kamera: sie wird sehr warm. Wird eine Kamera sehr warm, braucht sie auch viel Strom. Deshalb habe ich mir einmal den Stromhunger angesehen und ein paar Temperaturmessungen am Gehäuse der Hauptkamera gemacht.

Die Temperaturmessunge habe ich mit Thermoelementen Typ K gemacht, die Spannungs und Strommessungen mit Digitalmultimetern. Die Kameras waren mit dem Power Magic Pro verbunden, das Netzteil wurde mit Masse an GND und mit Batt (+) und Ignit auf Plus verbunden.

Die Umgebungstemperatur bei der Messung war 25,5°C

 

Ubatt  I P Temp  delta Temp 
   [V]      [A]     [W]      [°C]      [°C]
 4,90  0  0    
 6,95 0,9 6,26    
 8,95 0,58 5,19  46,0 20,2
9,43 0,53 5,00    
10,00 0,49 4,88    
10,73 0,45 4,83    
12,50 0,39 4,88    
12,00 0,40 4,87    
13,00 0,38 4,94    
13,50 0,36 4,86 46,3 20,4
14,00 0,34 4,76 45,9 20,0
14,50 0,33 4,79    
 15,00 0,32 4,80    

 

Das Ergebnis ist sehr interessant. Zum einen ist zu sehen, dass die Unterspannungsabschaltung in der Konstellation nicht funktioniert (warum eigentlich nicht?). Die Bordbatterie wäre in dem Fall bis 4,9V entladen worden, bis die Kameraelektronik selbst wegen Unterspannung abgeschaltet hätte.

Das zweite Ergebnis ist, dass die Kamera im Normalbetrieb (und übrigens auch im Parkmodus) rund 4,9W Verlustleistung hat. Das ist ein ganz schönes "Brett". Ich habe die Messungen auch mit verschiedenen Auflösungen der Videos gemacht. Auch das hat keinen Einfluß auf den Stromverbrauch der Kamera. 

Das bedeutet, dass hier Blackvue noch ganz schön potential für Verbesserungen hat. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum die Verarbeitung eine Full-HD-Bildes genau so viel Strom verbraucht, wie ein 4k-Bild mit "Ultra"-Auflösung. Weiterhin würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass im Parkmodus die Framerate und die Auflösung herunter geregelt wird. So ist meiner Meinung nach für die Bewegungserkennung eine Framerate von 3-5 Frames/s und eine Auflösung von Full HD völlig ausreichend. Im Falle einer Bewegungserkennung könnte dann die Dashcam wieder auf die eingestellten Werte gehen und aufnehmen. Natürlich wäre dann die "Preview" nicht in dem Maße möglich, aber der Stromverbrauch könnte ein zehntel des aktuellen Werts sein

Dass die Verlustleistung im Bereich unter 7V stark ansteigt, liegt vermutlich daran, dass die Drossel im Schaltnetzteil der Kamera langsam in die Sättigung kommt. Kein Wunder bei dem Versorgungsspannungsbereich.

 

SD-Karten-Bruzeln

Weil ich ein Temperaturmessgeräte in der Hand hatte, habe ich gleich einmal noch die Temperatur der Micro-SD-Karte im laufenden Betrieb gemessen. Das war nicht ganz einfach, da den Thermofühler so auf die Karte zu kleben, dass da nichts passiert.

Im Parkmodus habe ich dann im thermisch eingeschwungenen Zustand gemessen:

Einstellung UHD (4k): Temperatur SD-Karte: 66,8°C, dT=40,5°C :-(

Einstellung FHD: Temperatur SD-Karte: 65,4°C, dT=39,2°C

Dabei war die Umgebungstemperatur 19,7°C, die Kameratemperatur war bei der Messung 45,9°C, also eine Differenztemperatur von sogar 26,2°C. 

Bei praller Sonne und 60°C Umgebungstemperatur knackt die SD-Karte die 100°C-Marke und die Kamera hat 86°C. Das ist schon einmal eine Hausnummer!

Was bedeutet das (vermutlich)? Ich vermute, dass die Kamera keinen besonders großen RAM-Speicher hat, und auch im Parkmodus permanent auf die SD-Karte schreibt. Anders läßt sich diese Temperatur nicht wirklich erklären, außer der Prozessor sitzt in unmittelbarer Nähe. Für SD-Karten ist diese Betriebstemperatur eine ganz schöne Herausforderung. Ich habe eine Sandisk Extreme 128GB (U3) im Einsatz. Ich bin gespannt wie lange die funktioniert.

 

Unterspannungsabschaltung/Batterieschutz

Zurück zur Unterspannungsabschaltung. Das hat mir keine Ruhe gelassen. Wird das IGNIT-Kabel an Dauerplus gehängt, funktioniert die Unterspannungsabschaltung nicht.

Nur wenn das IGNIT-Kabel wirklich an der Zündung hängt, funktioniert die Unterspannungsabschaltung in etwas so wie gedacht. Es ist nicht ganz nachvollziehbar, den der Ignit-Eingang wird eigentlich logischerweise für die Aufnahmedauer im Parkmodus benötigt. Dort signallisiert das Ignit, wann das Auto abgestellt wurde, was in etwas der Zeitpunkt des Übergangs "Normales Filmen" in "Parkmodus" entspricht. Würde sich die Kamera im Parkmodus weniger Strom gönnen, könnte man sich das Kabel sparen und den Modus der Kamera über den Stromverbrauch ermitteln.

In einem weiteren Versuch habe ich das Ignit-Kabel wie vorgesehen bedient. Dabei hatte ich glücklicherweise zwei Power Magic Pros zum Messen:

 

Gerät 1:

  Stellung "12V"   Stellung "12,5V"  Anmerkung
 Ausschalten  11,83V 12,33V  Ignit ist abgeklemmt!
 Wiedereinschalten  12,20V 12,70V  Ignit muß an Plus klemmen!

 

Gerät 2:

  Stellung "12V"   Stellung "12,5V"  Anmerkung
 Ausschalten  11,60V 12,09V  Ignit ist abgeklemmt!
 Wiedereinschalten  12,28V 12,67V  Ignit muß an Plus klemmen!

 

Inbetriebnahme 

App

Die Inbetriebnahme war nicht ganz so glatt wie erwartet. Zum einen hätte ich einen Hinweis erwartet, dass die Blackview-Kamera im Playstore als Blackview-App angezeigt wird, und nicht als Pittasoft. Ok, ein genaueres ansehen der Kamera hätte hier Klarheit geschafft. Schön wäre gewesen, wenn dies in der Anleitung erwähnt worden wäre. So war ich mir nicht sicher, ob ich mir nun eine Wanze ans Bein binde, weil laut Anzeige die App mit "in App-Käufe" markiert ist, und ziemlich weitreichende Zugriffsrechte auf mein Händy haben möchte. Stimmt man nicht zu, funktioniert die App nicht.

Öffnet man die App, kommt dann jeden Tag erst einmal eine Sammlung des erlesensten Mülls:

Der Kunde wird gezwungen einmal pro Tag den linken Button zu drücken, um davon einen Tag verschont zu werden.

 

Nach dem Starten der App und dem Wegdrücken der Werbung ist man im Hauptmenü:

Der erste Menüpunkt funktioniert nur, wenn man eine Cloudverbindung eingerichtet und zur Verfügung hat. Der zweite Menüpunkt beinhaltet die Aufnahmen die Blackvue gemacht hat. 

Der dritte Menüpunkt dient der Ansicht einzelner Clips, aber diese müssen zuvor auf das Handy übertragen worden sein.

Der letzte Menüpunkt funktioniert nur, wenn man die Batterieoption gekauft hat. 

Unterm Strich bleiben für die normalen Nutzer Menüpunkt 2 und 3 in diesem Menü. Etwas intelligenter programmiert, hätte man sich wohl dieses Menü sparen können.

 

Blackvue WI-FI

Hier sind die ganzen Aufnahmen der Kamera im Überblick. Löblich: mit den oberen 4 Schaltflächen kann die Liste etwas gelichtet werden. "N" steht für normale Aufnahmen während der Fahrt, "E" für Ereignisaufnahmen, also wenn ein Rempler oder ein Unfall passiert ist, "P" für Parkmodus-Aufnahmen und "M" für manuelle Aufnahmen. Diese können erstellt werden, wenn man die linke Seite der Hauptkamera berührt, und es in den Einstellungen so eingestellt wurde. Ich habe diese Funktion nicht aktiv.

 

Aktiviert man eine Aufnahme, so kann man diese auf dem Handy ansehen und gegebenenfalls auf das Handy in voller Auflösung herunterladen. Die Punkte rechts bewirken, dass man den Clip direkt auf das Handy lädt.  Leider besteht keine Möglichkeit, mehrere Clips zu markieren und die dann mit einem Befehl auf das Handy zu laden.

Internal Memory

Der Menüpunkt ist richtig gut. Hier kann man heruntergeladene Clips auswählen und bekommt dann das Video mit einigen Informationen abgespielt, die normalerweise nicht sichtbar sind, wenn man das mp4-File einfach in der Gallerie ansieht, was natürlich auch geht.

Hier ein Screenshot von dem Player:

Man Sieht wo man war (GPS), die selbst gefahrene Geschwindigkeit und das Video. Beim Video kann in das Bild hereingezoomt werden, was eine große Hilfe ist und das Video kann langsam wiedergegeben werden.

Da hat Blackview richtig gut gearbeitet! Natürlich kann der Player auch Quer/Hochkant-Darstellungen.

 

WLAN

Wie schon erwähnt, gibt sich die Kamera als Hotspot aus auf den man einfach das Handy verbindet.

Beim Eingeben des WLAN-Passwortes stieß ich auf das nächste Problem. Das "default"-Passwort ist in der Anleitung nicht angegeben. Nach etwas Googeln im Internet fand ich den Hinweis auf der Herstellerseite, dass das default-Passwort "blackvue" heißt. Dumm nur, dass das falsch ist. Das Passwort steht auf einem Aufkleber, der auf einem Teil einer inneren Verpackung steht. Also Augen auf beim Auspacken und nicht gleich die ganzen Kartons entsorgen. Hier wäre ein farbiges Beiblatt mit dem Aufkleber sicher mehr aufgefallen.

Nach den beiden Hürden ging dann die erste Verbindungsaufnahme sehr komfortabel.

Die App ist recht übersichtlich. Im Prinzip braucht man nur das Setup (rechts oben ein Icon) und den Zugriff über WLAN. Nach dem einstellen der Kamera ein nächster Kritikpunkt. Eine nette Frauenstimme sagt "Bitte trennen sie das Stromkabel ... nicht ab". Das ist softwaretechnisch der einfachste weg, aber mit der Pause and er falschen Stelle könnte der Einrichter wohl zu schnell agieren und das Stromkabel raus ziehen... 

Zum Glück kommt die Meldung nur, wenn man die Auflösung der Kameras ändert. Dann wird die SD-Karte neu formatiert und eingerichtet. 

 

Cloud

Auf den Punkt war ich besonders gespannt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie die Kamera in die Cloud kommen könnte. Um es vorweg zu nehmen. Die Kamera kommt auch nicht in die Cloud. Die Kamera kann nur mit einem Hotspot/WLAN/Mobile Hotspot verbunden werden. Letzterer braucht für die GSM-Verbindung eine SIM-Karte und muss dann auch im Auto verbaut und bestromt werden. Natürlich wieder mit dem kostbaren Batteriestrom beim Parken. 

Mit dem kostenlosen, mitgelieferten Cloud-Zugriff kann genau eine Kamera (von zwei) pro Tag für 10 Minuten in die Cloud fingern. Dieses Hemdchen ist schon etwas kurz für die vollmundige Werbung der Cloudanbindung. Alles andere kostet richtig Geld - monatlich.

Für alle die mit dem Begriff "Cloud" nicht viel anfangen können hier eine Erklärung, was es mit der "Wolke" auf sich hat (in Bezug auf Blackvue):

Links unten ist Euer mutmaßliches Stadtförster-Auto und der neuen Blackvue Cloud-Kamera. Die nimmt gerade einen Menschen der sich der Kamera nähert. Im Auto ist auch ein sogenannter Mobile-Hotspot, also ein Gerät das auf der einen Seite wie ein WLAN aussieht, und auf der anderen Seite wie ein Handy Mobilfunk funken kann.

Die Kamera sendet den Annäherungsalarm quer durch das Auto zum Mobile-Hotspot, und der sendet es weiter an den Mobilfunkprovider Deiner Wahl. Das ist ein Sendemast der irgendwo in der Gegend rum steht und die sogenannte Funkzelle bildet. Von da geht es entweder per Richtfunk oder per Kabel in die "Cloud", in dem Fall ist es die AWS/Amazon-Wolke. Die ist aber alles andere als eine Wolke, das ist eine riesige Server-Farm mit enorm viel Festplatten, Rechner und so viel Stromhunger, dass eure Blackvue davon nur träumen kann - egal. 

Die Cloud in Amerika ist wiederum über Kabel, Funk, nasse Schnürsenkel verbunden mit einem Sendemast in Deiner Nähe. Da wird nun eine Push-Nachricht hin geschickt und Dein Handy bimmelt und zeigt einen Annährerungsalarm. Nun kannst Du über Dein Handy, die Funkzelle die damit verbunden ist, die Cloud die in Amerika steht, der Funkzelle deines Mobile-Hotspots und dem Hotspot selbst der Kamera sagen, dass sie ein Video an die Cloud, und damit auf Dein Handy schicken soll. Das macht sie dann und Du kannst entscheiden, ob die Lage ernst ist oder nicht.

Damit Du Dich mit dem Feature nicht um den Schlaf bringst, kannst Du in dem Kamerasetup einstellen, was genau eine Push-Nachricht auslösen soll, wie empfindlich die Bewegungserkennung reagieren sollt usw.

Grundsätzlich eine tolle Idee, aber schön wären zwei Kameras in der Cloud und das GSM-Modul eingebaut in der Kamera, idealerweise mit einer Soft-SIM-Karte.

Insgesamt können drei Hotspots parallel im Menü verwaltet werden. Ein Hotspot könnte das eigene Handy sein, wenn man dieses als Hotspot freigeschaltet hat. Ein weiterer Hotspot könnte der Gastzugang des eigenen WLANs sein, wenn er in Reichweite ist.

Dann wird noch die Cloudfunktion aktiviert und die Pushbenachrichtigungen eingestellt:

Hier die mögliche Auswahl für Benachrichtigungen:

Wenn man nicht minütlich eine Meldung bekommen möchte, sollte man genau überlegen, was man wirklich wissen will. Sparsamkeit bringt hier viel.

 

Das Verlegen der Hardware

Die Kameras anzubringen war recht einfach. Dazu lädt man eine weitere App ("Viewer for BlackView") vom Playstore, die nichts mit Blackvue zu tun hat, aber ein Live-Bild anzeigen kann. Die Scheiben vorher schön reinigen, entfetten und trocknen, dann die Schutzfolie von den Klebepads abpfriemeln und beherzt die Kameras an die Scheibe kleben. Die Kabel hängen dabei einfach frei im Innenraum. 

Dann kommt das Verlegen der Kabel. Das geht mit dem beigelegten Tool ganz einfach. Man muß sich nur trauen. Viele Elemente im Auto sind gesteckt oder verrastet und können relativ leicht entfernt werden, andere Abdeckungen können leicht angehoben werden um die Kabel darunter zu verstauen. Wichtig ist hier, dass man bei der Frontkamera an fängt, die Kabel möglichst nicht verdrillt und sich dann zum Zigarettenanzünder vorarbeitet. Irgendwo dazwischen sollte man einen größeren Hohlraum finden, wo man das überschüssige Kabel verstauen kann. Die Kabel sollten nicht gequetscht werden oder an scharfen Kanten liegen. Das Kabel zur hinteren Kamera sollte nicht geknickt werden. Koaxialkabel mögen einen Mindestradius beim Biegen.

Was das verkabeln der Power Magic Pro angeht, habe ich das in einer Werkstatt machen lassen. Keine Ahnung wo das Zündkabel, und das Dauerplus abgegriffen werden kann. 

 

Die Videos die die Blackvue DR900 macht sind der Hammer. Die 4k-Kamera zeichnet mit 25MBit/s auf und das Codierverfahren ist sehr effizient. Da der Stromverbrauch mit der Auflösung nicht herunter skaliert und die SD-Karten recht groß sind, macht eigentlich ein herunterschalten der Kamera auf eine niedrigere Auflösung keinen Sinn. Ich habe es probiert, und die Erkennbarkeit der Nummernschilder ist merklich schlechter. Mit starkem Wechsel der Lichtverhältnisse kommt die Kamera auch gut zurrecht. Eine Durchfahrt einer Brücke blendet die Kamera eine Sekunde, danach ist wieder alles ok.

 

Fazit

Die Blackvue DR900s 2CH ist wohl derzeit die beste Dashcam auf dem Markt. Allerdings hat sie auch einen stolzen Preis. Die Verarbeitung der Kameras selbst ist sehr gut, die des Power Magic Pro ist eher mittel.

Bei der Firmware sollte meiner Meinung nach speziell der Stromverbrauch der Kamera im Parkmodus reduziert werden. Schön wäre, wenn man mit dem Näherungssensor an der Seite der Hauptkamera Videos mit einem Schreibschutz versehen könnte. Das Starten einer Audioaufnahme oder das manuelle Starten der Videoaufnahme ist eher exotisch. Ich würde mir auch einen größeren RAM-Speicher wünschen, damit die SD-Karte nicht als Ringspeicher im Parkmodus missbraucht wird. 

Bei der APP wäre etwas mehr Stabilität beim Verbindungsaufbau und ein paar Feature mehr sinnvoll. Warum kann ich die Videoclips nur einzeln herunterladen und nicht mehrere markieren und dann auf einmal herunter laden? Warum kann ich die Anzeige nicht nach anderen Kritierien wie Heute, Gestern, Datum filtern?

Warum zeigt mir die App die externe Batteriespeicher-Option an, auch wenn ich sie gar nicht habe? 

Warum kann ich mit der APP kein großes Livebild anzeigen lassen? Beim Einrichten der Kamera wäre das richtig gut. Statt dessen kann man sich mit in den Einstellungen bei der Bewegungserkennung ein halbwegs brauchbares Livebild anzeigen lassen. 

Last, but not least: warum ist das Teil nicht von sich aus cloudfähig und bringt ein GSM-Modul gleich mit? Dann wäre die Cloudfähigkeit ein echter Mehrwert.

All diese Makel werden durch die Aufnahmequalität des Videomaterials wieder wett gemacht. Da ist Blackvue wirklich spitze.

 

 

 

 

 

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